Donnerstag, 19. Juli 2012

Warum vegan? Warum laufen?

Ich weiß gar nicht, welche der beiden Umstände in meinem Bekanntenkreis auf mehr Unverständnis stößt. Der Umstand, dass ich mich rein pflanzlich ernähre oder der, dass ich "zum Spaß" über 100 km die Woche laufe? Ich vermute aber, das Weglassen von tierischen Produkten in meiner Ernährung verwundert die meisten Menschen mehr als das Laufen. Wenn diese Menschen wüssten, dass ich am Montag 90 min eher als nötig aufgestanden bin, um dann um kurz vor 5:00 Uhr noch einen 20 km Lauf zu absolvieren, sähe das eventuell ein wenig anders aus.
Warum aber ernähre ich mich vegan? Die Frage stellt man mir recht oft und im Grunde gibt es für mich drei gewichtige Gründe.

Erstens: meine Gesundheit. Es deuten einige Umstände darauf hin, dass eine durchdachte vegane Ernährung gesünder ist und eine schnellere Regeneration von körperlicher Anstrengung erlaubt, als eine typisch deutsche Mischkost. Das Risiko des Verzehrs von großen Mengen Fleisch und Milchkonsum brauche ich hier nicht zu belegen. Wer das nachlesen möchte findet reichlich Quellen dazu im Netz (auf Nachfrage gehe ich hierauf natürlich gerne ein), wer mich hier anzweifelt hat vermutlich seine Gründe dafür und wird sich auch von mir nicht vom Gegenteil überzeugen lassen wollen. Generell möchte ich die Frage, ob vegan oder anders gesünder ist oder nicht eigentlich nicht mehr diskutieren. Ich glaube, kein Veganer ist deshalb vegan geworden, weil ihn jemand in einer Diskussion davon überzeugt hat. Es kommen da andere Motive, innere Erkenntnisse dazu. Ich versuche, ein gutes Vorbild zu sein, und so Menschen anzuregen, über ihre Ernährung nachzudenken. Nicht immer gelingt mir das, ich gebe es zu.

Zweitens: moralische Gründe. Der Verzehr von Fleisch, Milch und Milchprodukten geht immer mit der Ausbeutung von Tieren einher. Wo Fleisch gegessen wird, geht es unweigerlich um das Thema Tod, in der Regel aber um vorsätzlichen Mord. Die Menge an Fleischbedarf des Menschen ist mit dem Begriff Nachhaltigkeit unvereinbar und selbst wenn es dies wäre, rechtfertigt der Appetit eines Menschen noch lange nicht, dass dafür ein anderes Lebewesen leiden muss. Noch viel weniger, wenn es Alternativen gibt. Und eine alternative Ernährung ist möglich und díes, ohne dass es einen Nachteil für den Menschen hätte! Millionen Tiere leben ein qualvolles Leben unter erbärmlichen Bedingungen, damit Karl Arsch abends sein Steak oder seine Leberwurststulle genießen kann..

Drittens: philosophische Gründe. Ich interessiere mich für den Buddhismus, für Yoga. Ich glaube oder vielmehr möchte ich glauben, dass alles Handeln eine Konsequenz hat. Für mich soll kein Tier einen unnötigen Tod sterben oder unnötig leiden, genauso wenig wie ein Mensch dies tun soll. Ich sterbe, wenn es denn soweit ist, im Versuch gelebt zu haben, meiner Mitwelt so wenig wie möglich Schaden anzutun und mit der Tierwelt, so weit es eben geht, in Einklang gelebt zu haben. Wenn es so etwas wie Karma gibt, sieht es für viele Menschen ganz ganz schlecht aus und vielleicht ist der Umstand, dass die Freizeitgestaltungsspielräume mancher Menschen bereits am An-und Ausschalter ihres Fernsehers erschöpft sind, ein Zeichen dafür, dass schon einiges an schlechtem Karma umgesetzt wurde.

Und warum laufe ich nun auch noch?

Nunja, ich war immer gerne draußen in Flora und Fauna unterwegs. Ich war immer ein begeisterter Rumtreiber und habe ausgedehnte Spaziergänge oder als Kind auch Abenteuerausflüge gemacht. Das Laufen erlaubt mir, viel Zeit in der Natur zu verbringen, die Natur zu erleben. Sei es der Sonnenaufgang, ein scheues Tier dass mir früh morgens begegnet oder die 73 km entlang des thüringischen Rennsteigs. Alles tolle Erlebnisse, die ich ohne das Laufen nicht erfahren hätte und ich hoffe, ich habe noch einige vor mir.
Gesundheit? Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht dass mein Laufpensum gesundheitsfördernd ist. Klar, ich bin fit. Aber für Knochen, Bänder und Sehnen - ich habe da meine Zweifel. Ich laufe eher deshalb, weil ich mich spüren möchte. Ich möchte mich verausgaben, an meine Grenzen stoßen, ganz einfach die "Komfortzone" verlassen und neue Erfahrungen gewinnen. Manche sind schmerzhaft, manche sind schön. Und oft kommt statt des erwarteten Schmerzes etwas Schönes bei heraus und umgekehrt.
Und den Ehrgeiz, schneller zu werden, den darf ich nicht vergessen. Ich habe eine große Freude daran, meine Bestzeiten zu unterbieten. Als ich 2006 mit dem Laufen anfing, war dies noch leicht. Von 4:13 auf 3:45 im Marathon ein Riesensprung und die Möglichkeiten der Optimierung waren vielseitig. Inzwischen sind diese Momente rar und ich kann mich mit etwas Glück im Jahr auf ein oder zwei Distanzen verbesseren. Dieses Jahr soll das natürlich anders sein und ich hoffe, dass ich den nötigen "drive" und die nötige Vernunft habe, um im Training die nötige Dosis zu erzielen und mich auf der Ernährungsseite clever anzustellen, um im September und Oktober gleich mal ein paar mehr Bestzeiten aufzustellen.

3 Kommentare:

  1. Hey Chris,

    ich bin grade über deinen Blog gestolpert - freue mich immer, andere ambitionierte vegane Läufer kennenzulernen! Laufe selbst den Marathon in 3 Stunden und will dieses Jahr in Frankfurt eine 2:55 versuchen. Deine gewaltigen Umfänge bekomme ich aber definitiv nicht hin :-)

    Ich schreibe zusammen mit meiner Freundin den Blog "beVegt" - da geht es auch ums Laufen und die vegane Ernährung. Falls du uns noch nicht kennst schau doch mal vorbei: www.bevegt.de. Deinen Blog haben wir in unser Linkverzeichnis aufgenommen und eben auch nochmal in unserer Facebook-Gruppe gepostet!

    Viele Grüße und mach weiter so!
    Daniel

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  2. Hallo Daniel,

    Deinen Blog kenne ich natürlich und ich lese dort sowie auf Facebook gerne mit! Schön, dass Du hier her gefunden hast und auch für Dich gilt: mach weiter so!

    Beste Grüße,
    Chris

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  3. Daumen hoch für diese Meinung :)

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