Kiellauf oder ein Griff ins Klo

1:19 sollten es Minimum werden.. daraus geworden ist der Zweifel, den Marathon in Essen in 4 Wochen überhaupt zu laufen. Bis zur ersten Runde war ich mit 39:48 noch im Soll, doch schon zwischen km 4 und 6, wo es einen norddeutschen Berggipfel zu erklimmen gilt, merkte ich schon, dass ich heute beißen muss. Bei km 12 kam dann das erste mal der Gedanke, rauszunehmen. Kurze Zeit später der Wunsch, es ganz sein zu lassen und nach Hause zu fahren. Ich konnte mich aber durchringen, ab km 13 noch 8k MRT zu versuchen, doch auch das wurde nichts. So joggte ich die letzten Kilometer mehr oder weniger ins Ziel und fühlte mich ein bischen lächerlich ob der ganzen Anfeuerungsrufe der Zuschauer. Schnell sah ich ganz sicher nicht mehr aus..

Was ist los? Ich weiß es nicht, ahne es nur. Muskulär war ich einfach matt, die Beine waren nach der ersten Runde bleischwer. Obs an den Rennschlappen gelegen hat, die ich trug? Wohl eher nicht. Wetter war perfekt, schnelle Läufer waren im Feld, eigentlich gute Voraussetzungen. Und doch wurde es nichts, auch wenn ich wenigstens während des Warmlaufens schneller als die afrikanischen Spitzenläufer war - wie übrigens alle Hobbyläufer, sollte das zu denken geben?
Ich vermute, ich spreche nicht gut auf das Training der letzen 3 Monate an. Nein, ich vermute es nicht nur. Ich wollte weg von einer strengen Periodisierung: Grundlage, Hügel und Tempo, dann Wettkampftempo und schließlich Tapering. Nicht mehr 150 km in einer Woche und dazu kein Tempo, sondern eher 130k und dazu Fahrtspiele und Sprints, die zunehmend länger und intensiver werden, bis sie immer wettkampfspezifischer werden. Klingt erstmal sinnvoll. Ist es aber wohl für mich nicht, denn eigentlich die komplette Vorbereitung habe ich irgendwelche Wehwehchen und bin nie wirklich frisch. Die hochgelobten Hügelsprints kann ich nicht mehr durchführen, weil ich Probleme mit den Sehnen in der Kniekehle bekam - inzwischen kann ich nicht mal mehr einen Schneidersitz machen. Dann begann meine Schienbeinproblematik erneute und zusätzlich plagen mich Rückenschmerzen. Mein ganzer Bewegungsapparat ist steif, unflexibel. Es läuft also irgendwas falsch. Grundlegend. Natürlich hatten wir hier auch eine schwere Zeit mit Finn, ich habe viele Nächte zu wenig geschlafen und bin selten über 6 h Schlaf gekommen. All das trägt natürlich nicht zu einem optimalen Training bei.
Nun ist die Frage, wie damit umzugehen ist. Ich werde in den nächsten 4 Wochen Fokus darauf legen, die Q-Einheiten mit Marathontempo ausgeruht und frisch anzugehen, sowie mein Gewicht nochmal um 2kg zu drücken. Möglicherweise werde ich auch noch einen Wettkampf einstreuen, um mir noch etwas Selbstvertrauen zu holen, allerdings weiß ich nicht, wie ich sowas in den nächsten 4 Wochen einbauen soll. Mal sehen..

Ich hoffe, so noch etwas in Essen erreichen zu können. Und danach sehe ich dann weiter, was im kommenden Winter passiert..

Nachtrag: 15 min nach diesem Beitrag ereilte mich ein massiver Krampf im hinteren Bereich des Oberschenkels. Ich kenne Krämpfe, meist dauern diese ein paar Sekunden an und wenn ich die Haltun verändere, gibt es sich. Dieser dauerte aber fort, selbst aufstehen und bewegen änderte nichts. Äußerst schmerzhaft und immer wieder abklingend dauerte dieses Szenario etwa 5 min. Gerade eben, ca. 1 h später, ereilte mich ein Krampf im linken Fuß.. wtf?