Montag, 24. Oktober 2011

Lübeck Marathon 2011

Hätte ich dieses Ergebniss 2008 erzielt, wäre ich überglücklich gewesen. Allerdings wäre ein Split von 1:25 zu 1:35 für die beiden Halbmarathons damals eher unwahrscheinlich. 2:59:11 oder so war die Zielzeit und es gibt mehrere Gründe, warum es nicht zu mehr gereicht hat. Die Bedingungen waren jedenfalls ganz gut, auch wenn es nicht ganz so windstill war, wie erhofft. Aber das war es nicht.

Die Strecke an sich ist schwer, zwei lange Steigungen je auf dem Hin-und Rückweg zu durchlaufen, machen eine Bestzeit schon mal unwahrscheinlich. Aber das wusste ich ja vorher, keine Ausreden!
Das Gewicht war leider überhaupt nicht im erhofften Bereich. Ich hatte mir die letzten 18 Wochen vorgenommen, unter 70 kg zu kommen, habe das aber nicht geschafft, zuletzt habe ich mich nicht mehr auf die Waage getraut. Ich vermute, ich war wenigstens 2 kg zu schwer. Dazu muss ich sagen, dass ich ein Stress-Esser bin. Und die letzten Wochen war leider überhaupt nicht entspannend, womit ich beim nächsten Punkt bin.
Der Kopf war die letzen Wochen mit allerhand Dingen beschäftigt, als da wären Arbeit, Hauskauf, Kind und Pipapo. Das hat u.a. zu mangeldem Schlaf und zu wenig Fokus geführt, so dass ich nicht 100% bei der Sache war, nicht nur im Rennen nicht.
Und zuletzt ein Fehler (und wahrscheinlich der eigentliche Grund), den ich schon mehrere Male gemacht habe: hart Trainieren, wenns schon gut läuft. Ende der drittten Woche habe ich einen tollen Wettkampf ohne Taperin hingelegt. Die 2 Wochen danach waren dann hirnrissig: die Endbeschleunigung von 6 km doch gelaufen, obwohl noch den Wettkampf in den Beinen, die harten Trainings weiter durchgezogen bis schließlich der Halbmarathon Ende Woche 5 in die Hose ging. Da war es dann wohl zu spät, das Ruder noch rumzureissen.
Infolgedessen ist der Rennverlauf von gestern schnell erzählt: zurückhaltend angegangen und mich wundernd, warum die sub3 Läufer um mich rum mit 3:45/km auf die ersten Kilometer laufen. Bei km 5 überholte mich (ich lief Schnitt 4:00/km) Verena Becker... sie sollte dann mit 3:10 als erste Frau ins Ziel kommen, aber optimale Rennstrategie war das sicher nicht. Nunja, meine Beine waren recht steif, aber das Tempo und der Puls waren unter Kontrolle. Die Beine würden schon noch aufgehen, dachte ich. Doch leider wurden sie eher immer zäher und als ich den Halbmarathon in etwa 1:25 durchlief, ging das Rennen nicht wie erhofft los, sondern war für mich bereits gelaufen. Ich hatte bis dahin ordentlich Plätze gutgemacht und mich von Position 20 oder so auf den 4. Rang vorgelaufen. Aber das sollte nicht lange halten. Ich wurde jetzt müder und müder und die Beine fingen schließlich an, zu krampfen. Ich nahm Tempo raus und wollte im 4:15/km Schnitt laufen, um die sub3-Läufer hinter mir zu halten, was mir aber nicht gelang. Ich konnte ab km 25 nur noch knapp einen Schnitt mit einer 4 vorne laufen und die Beine drohten immer mehr, zuzumachen. Einige male musste ich wirklich durchbeissen, um trotz Krämpfen weiterzulaufen. Gefühlt war das wie km 70 vom Rennsteiglauf, mit Rennen hatte das nichts mehr gemein. Ich überlebte dann mehr oder weniger auch in Rennsteigmanier (hochgehend) den Herrentunnel und schleppte mich mit Ach und Krach zum Ziel. Ich kalkulierte zwischendurch, dass ich für die letzten 5 km schneller als 5:00/km laufen muss, um noch unter 3 h zu bleiben, denn das war jetzt mein erklärtes Ziel. Gelang mir dann ja auch und so ist wenigstens die Schmach von Lübeck 2008 verarbeitet und ich kann das Thema Lübeck abhaken.

Jetzt heisst es erstmal Beine hoch, 2 Wochen kein Laufen und dann baue ich langsam auf. Aber an Laufen will ich erstmal nicht denken und darauf freue mich zur Zeit sehr, denn mit dem jetzt gekauften Haus stehen mir in den nächste Wochen ganz andere Sachen an und dann werde ich sehen, was und ob ich im Frühjahr wieder Marathon laufe oder erst wieder im Herbst.

3 Kommentare:

  1. Moin Chris,

    als erstes: sub3 ist immer gut, insofern Glückwunsch. Deine Rennanalyse ist aufschlussreich, beim nächsten Mal wirst Du einige Fehler nicht wiederholen (hoffentlich). Mir fehlt jedoch die Reflexion über die Ursache für die Krämpfe. Wenn ich mich richtig erinnere, hattest Du doch auch bei früheren Wettkämpfen, vor allem beim Marathon, mit diesem Problem zu tun. Oder? Du hast neulich von einem eingeklemmten Nerv berichtet, könnten die Krämpfe auch daher rühren? Manchmal geht so etwas ja mit Durchblutungsstörungen einher.

    Na wie auch immer, jetzt hast Du ja eine großartige andere Baustelle zu beackern. Viel Glück und Geduld dabei, und auch viel, viel Freude mit little Finn.

    Grüße
    Christian

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  2. Hi Christian,

    woher die Krämpfe kommen? Ich habe schlicht keine Ahnung. Wie Du richtig schreibst, habe ich häufiger mit sogenannten eingeklemmten Nerven zu tun. Krämpfe sind eigentlich selten ein Problem gewesen, eine zeitlang hatte ich ab und an nachts welche, aber das schon eine ganze Weile nicht mehr und in Hamburg 08 gabs Schwierigkeiten. Wenn Du Ahnung von der Materie hast, dann haus mal was raus, denn ich bin ein wenig ratlos. Insbesondere der Zusammenhang zum eingeklemmten Nerv würde mich interessieren. Magnesium schließe ich eigentlich prinzipiell aus. Länger schonmal wollte ich ein großes Blutbild machen lassen, vor allem wg. Vitamin B12. Vielleicht wird das mal Zeit..

    Schönen Gruß,
    Chris

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  3. Blutbild klingt nach ner guten Idee, und sei es nur, um i-was Blödes auszuschließen.
    Schade, dass es nicht so gut gelaufen ist (immerhin doch ein kleiner Schritt voran bzgl. Lübeck), ich drücke die Daumen, dass du beim nächsten M wieder (wie bisher wohl meistens^^) die entsprechenden Lehren ziehst - und Danke fürs mitteilen einiger Infos im Forum, dank dir hab ich advanced marathoning von pfitzinger und daniels als wochenendlektüre hier vor mir liegen.
    Auch wenn es mit 3:58 als M-PB vmtl. noch etwas Zeit hat, bis man an wirkliches Training auch nur denken kann :)
    Grüße aus dem RW-Forum, und auch bzgl. der anderen Baustellen alles Gute!
    salolopp aka Nic

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